Open Science Austria Info Day
Universität Graz, 15.01.2024
Open Science Austria, assoziiert mit der Universitätenkonferenz (uniko), ist eine überdisziplinäre Plattform, die sowohl von den Universitäten als auch vom Ministerium unterstützt wird und sich die Stärkung von Open Science zum Ziel gesetzt hat. Sie ermöglicht es Universitäten und anderen Interessengruppen, sich aktiv und informiert in die Debatte rund um Open Science einzubringen. Die Ziele von OSA beinhalten die Bereitstellung eines Überblicks über nationale und internationale Open-Science-Initiativen und -Strategien, die Aufbereitung dieser Informationen für ein breites Publikum inklusive Nicht-Expert:innen und die Unterstützung von Entscheidungsträger:innen und Forschenden durch die Bildung spezifischer Arbeitsgruppen für die Bearbeitung strategischer und operativer Fragestellungen im Bereich Open Science. Im Zentrum stehen dabei die Bemühungen um Vernetzung und Austausch bei Events zu Fokusthemen, im eigenen Blog aber auch über die Website und spezifische Mailinglistenaussendungen.
Am 15. Januar 2024 fand an der Universität Graz im historischen Lesesaal der Universitätsbibliothek der Open Science Austria Info Day statt. Die Veranstaltung wurde von rund 70 Personen besucht, hauptsächlich Personal aus dem Bereich Forschungssupport und einige wenige Forscher:innen. Im Publikum waren Vertreter aller Grazer Universitäten aber auch Gäste von der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur. Lola Karner, Organisatorin der Veranstaltung und Sprecherin der OSA, eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Überblick über das Programm, das mit einer Keynote, Erfahrungsberichten von Forschern und einer Paneldiskussion in drei Teile gegliedert war. Vizerektor Joachim Reidl begrüßte die Anwesenden und wies in seiner einleitenden Ansprache auf die Bedeutung von Open Science für die Wissenschaft im Allgemeinen und für die Universität Graz im Besonderen hin. Vizerektorin Caroline Schober von der Medizinischen Universität Graz und Vorsitzende des Steering Boards der OSA übernahm die Moderation der Veranstaltung.
Sie präsentierte auch die Keynote mit dem Titel "Was ist Open Science? Nutzen, Chancen, Risiken" und gab darin einen umfassenden Überblick über das Konzept von Open Science. Für sie bedeutet Open Science die Öffnung des gesamten wissenschaftlichen Prozesses und einen stark kooperativen Forschungsansatz. Darunter subsumieren u.a. die Generierung, Auswertung und Interpretation von Daten und Ergebnissen, die Wiederverwendung und Weitergabe von Forschungsmethoden und -daten, die Zugänglichkeit von Publikationen, Erkenntnissen und Software sowie das Teilen von Wissen und Ergebnissen mit Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen, Unternehmen, Behörden, Betroffenen und Bürger:innen. Die Ziele von Open Science seien, den wissenschaftlichen Fortschritt zu beschleunigen, die Qualität und Transparenz der Forschung zu verbessern, die Zusammenarbeit zwischen Forschern zu fördern und generell, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zugänglicher und schneller umsetzbar zu machen. Sie hob unmissverständlich hervor, dass Offene Wissenschaft / Open Science eine Vielzahl von Praktiken und Verfahren innerhalb des wissenschaftlichen Prozesses umfasse, darunter Open Access, Open Data, Open Methodology, Open Peer Review, Open Education, Open Source, Open Government Data, Open Standards, Open Innovation und Citizen Science. Sie betonte darüberhinaus, dass Universitäten als die primären Einrichtungen für Grundlagenforschung in diesem Kontext die Herausforderungen und Chancen der offenen Wissenschaft mit den vielfältigen Anforderungen der Universitäten in Einklang bringen müssen. Die Vorteile der offenen Wissenschaft unterstrich sie mit Transparenz, Effizienz, Innovation und der Einbeziehung der Öffentlichkeit. Jedoch wies sie auch auf die Gefahren hin, wie den erhöhten Ressourcenbedarf, Datenschutz- und Sicherheitsbedenken, unzureichende Qualitätskontrollen und leider noch viel zu wenig Anerkennung für die Beteiligten. Schober hob hervor, dass eine sorgfältige Abwägung dieser Aspekte essentiell für die erfolgreiche Implementierung und Weiterentwicklung von Open Science sei, die stetige Umsetzung an den Universitäten aber unausweichbar sei.
Den zweiten Teil der Veranstaltung bestritten drei Grazer Jungforscher, die ihre Forschung und dabei auch ihre Erfahrungen mit Open Science in ihren Disziplinen vorstellten. Eingangs sprach Himar Brohmer Postdoc am Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation der Universität Graz über die Entwicklungen von Open Science in der Psychologie, und stellte dabei die Präregistrierung (Publikation von Methoden, Fragestellungen und Zielsetzung zu einer Studie von Beginn an) als eine wünschenswerte Open-Science-Praxis in seiner Forschungsdisziplin vor. Franz Zotter Assistenzprofessor am Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuni Graz präsentierte seine Forschung im Bereich der räumlichen Audiotechnik. Er gab einen Überblick über seinen eigenen Zugang zu Open Science, der neben Open Access Publikationen, die Anwendung von Open Peer Review, die Entwicklung von Open Source Software und den Einsatz von offenen disziplinenspezifischen Datenformaten bei der Publikation von Open Data umfasst. Nick Scholand, Postdoc am Institute of Biomedical Imaging der TU Graz stellte die Open Science Bestrebungen seiner Forschungseinrichtung vor, wo großer Wert auf die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen und Publikationen gelegt wird und in der es ein umfangreiches Weiterbildungsangebot zu diesem Thema gibt. Diese drei Präsentation, direkt aus dem aktiven Forschungsalltag gegriffen, waren eine perfekte Ergänzung zur Keynote, die das Thema unter theoretischer Perspektive dargestellt hatte.
Den letzten Teil der Veranstaltung bildete eine Paneldiskussion mit Teilnehmern unterschiedlicher Grazer Universitäten: Ilire Hasani-Mavriqi, Leiterin des Research-Data-Management-Teams an der TU Graz, erörterte die enge Verbindung zwischen Open Science und dem Management von Forschungsdaten sowie die damit verbundene, wichtige Rolle von Data Stewards bei der Förderung dieser Praxis. Andrea Höglinger, Vizerektorin für Forschung an der TU Graz, sprach über die Konsequenzen und Verstrickungen, die sich aus der Verbindung von Open Science und den gängigen Themen des Forschungsalltags, wie Forschungsförderung oder Künstlicher Intelligenz, ergeben, betonte aber, dass die Vorteile und Chancen, die daraus entstehen, enorm seien. Elisabeth Staudegger, Professorin für Rechtsinformatik und IT-Recht an der Universität Graz, bot eine historische Perspektive auf Open Science an und kritisierte die immer mehr Überhand nehmende Monetarisierung in Bezug auf Wissenschaft.
Sie betonte insbesondere die vielen rechtlichen Aspekte, die damit verbunden seien, und wies explizit auf die Verantwortung der Rektorate der Universitäten hin, die Bemühungen um offene Wissenschaft zu unterstützen und voranzutreiben. Marton Villanyi, Leiter der Bibliothek der FH JOANNEUM, brachte seine spezielle Perspektive der Fachhochschulen in die Diskussion ein und bedauerte allgemein, dass aus seiner Erfahrung der FAIR-Data-Slogan „as open as possible, as closed as necessary“ noch immer sehr oft in umgekehrter Richtung gedacht wird: „as closed as possibel, as open as necessary“.